Emissionsfaktoren

Emissionsfaktoren sind wissenschaftlich fundierte Kennzahlen, die angeben, wie viele Treibhausgase – meist in CO2-Äquivalenten (CO2e) – bei einer bestimmten Aktivität, einem Verbrauch oder einem Prozess freigesetzt werden. Sie dienen als Grundlage für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Unternehmen, Produkten, Dienstleistungen oder einzelnen Tätigkeiten.

Ein Emissionsfaktor macht z. B. sichtbar, wie viel CO2 bei der Verbrennung von 1 Liter Diesel oder beim Verbrauch von 1 kWh Strom entsteht. Diese Werte ermöglichen eine standardisierte, vergleichbare und nachvollziehbare Bilanzierung von Emissionen.

Einheit und Darstellung

Emissionsfaktoren werden in der Regel in folgenden Einheiten angegeben:

  • kg CO2e pro Einheit (z. B. kg CO2e/kWh, kg CO2e/l, kg CO2e/km)
  • CO2e steht für CO2-Äquivalent, also die umgerechnete Klimawirkung aller relevanten Treibhausgase (z. B. Methan, Lachgas) in den Effekt von CO2

Beispiel: Ein Emissionsfaktor von 0,6 kg CO2e/kWh für Strom bedeutet, dass pro Kilowattstunde 0,6 kg CO2-Äquivalente ausgestoßen werden.

 

Typische Emissionsfaktoren in der Praxis

  • Strom aus dem deutschen Mix ca. 0,35 – 0,6 kg CO2e/kWh
  • Heizöl ca. 2,6 kg CO2e/l
  • Erdgas ca. 2,0 kg CO2e/m³
  • Benzin (Super) ca. 2,3 kg CO2e/l
  • Diesel ca. 2,6 kg CO2e/l
  • Flugreisen (Kurzstrecke) ca. 0,25 kg CO2e/Pkm
  • Bahnreisen (Fernverkehr, Ökostrom) ca. 0,04 kg CO2e/Pkm

Pkm = Personenkilometer

Die genauen Werte können je nach Quelle, Berechnungsmethodik und Aktualität variieren.

Wofür werden Emissionsfaktoren verwendet?

Emissionsfaktoren sind ein zentrales Werkzeug zur:

  • Berechnung von Treibhausgasbilanzen (z. B. Scope 1, 2 und 3 im Corporate Carbon Footprint)
  • Produktbezogenen Ökobilanzen (Life Cycle Assessment, LCA)
  • Berechnung von Emissionen einzelner Prozesse oder Standorte
  • Planung und Überwachung von Klimazielen und CO₂-Reduktionsmaßnahmen
  • Erstellung von Klimaberichten und Nachhaltigkeitsbilanzen (z. B. nach GHG Protocol, CSRD, DNK)

Herkunft und Qualität von Emissionsfaktoren

Die Aussagekraft von Emissionsfaktoren hängt stark von deren Herkunft und Aktualität ab. Zu den wichtigsten Quellen zählen:

  • Umweltbundesamt (UBA) – Standardquelle für Deutschland
  • GHG Protocol – international anerkannter Standard
  • DEFRA (UK Department for Environment, Food & Rural Affairs)
  • IPCC (Weltklimarat) – wissenschaftliche Basis für viele globale Standards
  • Branchenbezogene Datenbanken (z. B. ecoinvent, GEMIS, Ökobaudat)
  • Unternehmensspezifische Messdaten – für präzisere Berechnungen

Wichtig ist die Transparenz, Methodik und regelmäßige Aktualisierung der verwendeten Werte.

Bedeutung für Klimastrategien und Nachhaltigkeit

Emissionsfaktoren ermöglichen:

  • Vergleichbarkeit von Emissionen verschiedener Prozesse, Produkte oder Standorte
  • Standardisierte Klimabilanzierung über Branchen hinweg
  • Ermittlung konkreter Reduktionspotenziale
  • Nachweis über Effekte von Effizienzmaßnahmen oder Umstellungen (z. B. auf Ökostrom)
  • Grundlage für CO2-Kompensation, z. B. durch zertifizierte Klimaschutzprojekte

Wer ernsthaft an Klimaschutz arbeitet, kommt um die präzise Anwendung und Interpretation von Emissionsfaktoren nicht herum.

Herausforderungen in der Praxis

  • Unterschiedliche Datenquellen liefern teils abweichende Werte
  • Nicht alle Aktivitäten lassen sich exakt bilanzieren (z. B. Lieferketten)
  • Scope-3-Emissionen (vorgelagerte Prozesse) erfordern komplexe Berechnungen
  • Regionale Unterschiede (z. B. Strommix) müssen berücksichtigt werden

Deshalb ist es wichtig, bei der CO2-Bilanzierung klar zu dokumentieren, welche Emissionsfaktoren verwendet wurden – inklusive Quelle, Jahr und Methodik.